Es gab einmal eine Zeit, da war der Unterschied, ob ein Artikulator nach dem ARCON-Prinzip aufgebaut ist (Gelenkkondylen am Unterteil) oder als NON-Arcon Gerät (Kondylkugeln verschiebbar am Oberteil und dafür den Kondylbahnführungen am Unterteil) neben grundlegenden Unterscheidungsmerkmalen eher unwesentlich. Im frühen 20. Jahrhundert gab es fundamental unterschiedliche Ideen dazu, wie man menschliche Kieferstellungen in einem mechanischen Gerät am besten nachvollziehen kann, vom Snow-Artikulator über den „Alligator“ des Rupert Hall bis zu Gysi’s Simplex.
Heute weiß man davon fast nichts mehr, denn all diese Variationen sind verschwunden und am Markt befinden sich praktisch nur noch Geräte, die weitgehend baugleich miteinander sind. Entscheidend ist heute vielleicht, wie ein Zentrikschloss funktioniert, oder ob und wie man eine Retrusion oder Immediate Sideshift ausführen kann. Praktisch alle Geräte haben heute aber die Vorstellung einer terminalen Scharnierachse gemein. Das Konzept ist aus mechanischer Sicht charmant, da Achsen in der Mechanik konstruktiv leicht umsetzbar sin. Als Begründer dieses Konzepts um 1940 gilt Dr. Beverly McCollum, an dessen Stelle nach einem Schlaganfall Anfall der 60er Jahre Dr. Charles Stuart trat. Diese anfangs wenig beachtete Konzeption verbreitete sich seither weltweit und obwohl deren Prämissen eigentlich längst widerlegt sind, bildet sie noch immer die Grundlage der Funktionslehre.
Nach dieser Sichtweise bewegt der Mensch beim Öffnen und Schließen seines Mundes den Unterkiefer rotierend um eine Achse, die durch beide Gelenkkondylen läuft. Zwar kann jeder, der ein Axiographiegerät sein eigen nennt, ohne weiteres nachverfolgen, das kaum jemand bei aufrechter Körperhaltung seinen Unterkiefer tatsächlich um eine derartige Achse bewegt, aber über die Kleinigkeit, dass man hierfür den Unterkiefer des Patienten aus seiner gewachsenen Stellung herausdrücken und von außen manuell führen muss, sieht man großzügig hinweg. Und so macht man in der modernen Artikulatortechnik diese Achse, ein Kunstprodukt der Manipulation am Patienten, zur Referenz und nimmt alle Fehler, die daraus entstehen, diskussionslos hin.
In jüngster Zeit ist der virtuelle Artikulator das Thema, bei dem man diese Fehler nicht mehr mechanischen Limitationen geschuldet in einem Gerät aus Metall und Plastik vollzieht, sondern mit einem virtuellen Abbild davon am Bildschirm. Ein Umdenken ist hier längst überfällig und wird sicherlich auch irgendwann kommen!
In dieser Rubrik werden Lösungswege und inzwischen vergessene Hintergründe wieder aufbereitet und kommentiert:
Physio-Logic Articulation – was ist anders?
Die Antwort in aller Kürze: Fast alles!
Das ist es auch, was so oft missverstanden wird. Es geht hier nicht um eine unter vielen kleinen Modifikationen, sondern darum, die Modelleinstellung im Artikulator komplett neu zu überdenken.
Artikulatoren gibt es schon, seit man Techniken erfand, die direkt im Mund des Patienten nicht einsetzbar waren, z. B. dem Vulkanisieren von Prothesenbasen, was zu den ersten belastbaren und somit kaufähigen Zahnprothesen führte. …
Der neue HIP-Mount 9
Der HIP-Mount ist ein Gerät, mit dem sich das Modell gezielt im Artikulator positionieren lässt. Statt sich blind einem Gesichtsbogen anzuvertrauen und zu hoffen, dass im Artikulator schon alles irgendwie richtig herauskommt, beruht der HIP-Mount seit seiner Einführung vor über 20 Jahren auf Gedankengängen, wie sichergestellt werden kann, dass im Artikulator Bewegungsrichtungen, Ebenen und die Zahnbogenmitte zuverlässig abgebildet werden.
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HIP-Mount – mit welchem Artikulator?
Was die Modellübertragung mit dem HIP-Mount anbelangt, so muss man zwei Anliegen auseinander halten:
- Die korrekte Übertragung um die Hoch-, Längs- und Querachse: Im Prinzip ist das mit jedem Artikulator möglich, zu dem eine Grundplatte für den HIP-Mount existiert. Leider ist dies z. B. für den Axio-Split nicht der Fall, weil dieses Profil extrem schwer passgenau zu fräsen ist. Für die SAM-Schraubaufnahme gibt es hingegen eine Grundplatte, die gleich auch noch für Schraubaufnahmen zum Artex, Whip-Mix und Panadent geeignet ist. …
Die Referenzebene
Bei jeder Modellmontage wird sie eingesetzt und doch wird sie kaum verstanden: die Referenzebene. Oft fallen Entscheidungen zur Referenzebene unbewusst, wenn man z. B. einen Gesichtsbogen anlegt, oder ein System verwendet, dessen Bezugsebene man nicht kennt. Oder sie bleibt dem Zufall überlassen, wenn sich Fehler einschleichen und die Modellübertragung nicht kontrolliert wird.
Die Entscheidung bezüglich der Referenzebene – und somit über die korrekte Asurichtung der Bewegungsrichtungen im Artikulator – fällt mit der Montage des ersten Modells!
Stellen wir uns den Artikulator als dreidimensionales Koordinatensystem vor, mit einer x-, y- und einer z-Achse. …
Die Einstellung von Sägemodellen
Auch wenn die Prinzipien der physio-logischen Modelleinstellung einmal verstanden sind – hier geht es darum, die Zuordnung der Modelle im Artikulator bewusst zur Steuerung bei Bewegungen einzusetzen – steht man in der täglichen Praxis manchmal dennoch vor konkreten Fragestellungen. Vielleicht hat man zum Beispiel einen Oberkiefer als Sägemodell auf dem Tisch… wie soll man das nun einstellen?
…PLA – der Physio-Logic Artikulator
Man besinne sich zurück auf das, was wir mit einem Artikulator eigentlich erreichen wollen: Modelle der oberen und unteren Zahnreihe so halten und zueinander zu bewegen, dass die Herstellung okklusaler Arbeiten, ob Schienen oder Prothetik, im Labor erleichtert wird. Statt den Kiefergelenken eine Scharnierachse anzudichten, die man bestenfalls dann finden kann, wenn man dem Patienten seinen Unterkiefer aus der gewachsenen Bisslage schiebt und Bewegungen manipuliert, die er selbst so nicht ausführen würde, wenden wir den Blick lieber den Elementen zu, an denen wir arbeiten: Den Zähnen. …
Wirklich besser als das HeadLines?
„Die haben gesagt, mit dem XXX-System passen die Bisse besser, als mit dem HeadLines. Also habe ich mein Geld dafür ausgegeben, obwohl es wirklich sauteuer war!“
Ich bin am Telefon mit einem Kollegen und muss schmunzeln. Einerseits fürchtet man den Ruin wegen einer Nachkommastelle beim Punktwert, andererseits lässt man sich derart das Geld aus der Tasche ziehen!
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HeadLines & HIP-Mount
Endlich ein wirklich neues Konzept in der Artikulatortechnik! Unabhängig von Scharnierachsen, die ohne Manipulation am Patienten sowieso nicht existieren, geht es hierbei um folgendes:
- Einstellung der Modelle mit tatsächlichem Bezug zu ästhetischen und funktionellen Schädelebenen
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Was ist die HIP-Ebene?
Cooperman, dem wir die HIP-Ebene verdanken, fand sie nicht an Lebenden, sondern an Knochenschädeln. Hierfür untersuchte er speziell solche mit Abrasionsgebissen, bei denen Höcker und Fossae weitgehend eingeebnet waren. Dies muss man wissen, wenn man die im Video zitierte Studien verstehen möchte, denn alles hängt davon ab, wie man die HIP-Ebene am Lebenden ermittelt und womit man sie vergleicht.
…Arbiträre Gesichtsbögen - ein uraltes Konzept!
War der Quick Mount von Whip Mix der erste mittelwertige Gesichtsbogen? Keineswegs!
Die Idee, die Referenz für die Modellorientierung an den Ohren abzugreifen, kam schon vor sehr langer Zeit auf. Und damals war man sich der Limitationen dieser Vorgehensweise sehr wohl bewusst…
…Perlen unter alten Artikulatoren
Über Artikulatoren haben sich schon Viele die Köpfe zerbrochen. Manche Ideen fanden keine adäquate Vermarktung und sind wieder in Vergessenheit geraten. Lars Amann ließ sie bei einem von Baumann Dental gesponsorten Workshop anlässlich der ICCMO Wintertagung 2015 in Nürnberg wieder aufleben.
…Der lange Weg zum HIP-Mount 8
Wie kam es eigentlich zur Modelleinstellung mit dem HIP-Mount? Gerade in einer Zeit, in der manch einer seine Quellen geschickt verschleiert, möchte ich die meinen gerne würdigen.
Eigentlich begann es in meiner frühen Jugend, als sich die Frankonia Dental GmbH meines Vaters dem Vertrieb von Whip Mix Produkten verschrieb und erstmals vakuumgerührte Gipse und Einbettmassen in Deutschland einführte, ebenso, wie die Geräte dazu, den Tri-Caster, den Power Mixer, usw. …
Die Komponenten des HIP-Set
Wenn die Einzelteile im HIP-Set verwirrend scheinen, sollte dieses Video helfen, bei dem Lars Amann diese in einem von Baumann Dental gesponsorten Workshop anlässlich der ICCMO Wintertagung 2015 in Nürnberg erklärt.
Den okklusalen Auftreffwinkel verstehen
Was will man mit dem okklusalen Auftreffwinkel?
Er ist das Geheimnis der vertikalen Programmierung von Bewegungen im Artikulator. Meist widmet man dem nicht einen Gedanken, denn vertikale Bewegungen ergeben sich von alleine und stimmen hoffentlich. …