Unser Bier

Kennen Sie das Reinheitsgebot? Na, klar. oder?


Als gebürtiger Franke hat man es schwer, mit dem Bier. In der kleinen Region der Fränkischen Schweiz alleine gibt es noch über 300 Brauereien, fast alle traditionelle Familienbetriebe, die jeweils mehrere Sorten einbrauen. Ausgeschenkt in urigen Wirtsstuben oder auf Bierkellern und das zwischen 2 und 3 Euro für das „Seidla“ (0,5l). Sobald man da wo anderes zu Gast ist, hat man fast unweigerlich Probleme mit dem Bier!

Dabei stammt die Biertradition nicht aus Franken. Nein, auch nicht aus Bayern, denn die Nordlichter haben sich schon viel früher damit beschäftigt. Aber auch sie haben das Bierbrauen keineswegs erfunden, denn diese Kunst geht auf die Ägypter zurück, wie so vieles andere.

Im Rahmen der EU wurde es also gekippt, das 1516 im Fürstentum Bayern erlassene Reinheitsgebot, und es durfte auch Bier in Deutschland verkauft werden, das nicht nach diesem Gebot gebraut war. Und just haben wir wieder die gleichen Probleme, die es ursprünglich notwendig gemacht hatten. Heute wird es zwar nicht mit Urin und anderen unappetitlichen Substanzen gestreckt, dafür aber mit chemischen. Um ihm Farbe zu geben, die eigentlich vom Malz kommen müsste, um es haltbar zu machen, um künstlich den Geschmack zu beeinflussen, oder den Schaum, die „Krone“. Und schließlich, wie im Mittelalter auch schon, um es billiger zu produzieren und den Profit zu vergrößern.

Ein Blick nach Amerika: Da Bier Alkohol enthält, fällt es dort unter die Aufsicht der Finanzbehörde. Nur die hat mit Lebensmittelsicherheit so gut wie gar nichts zu tun. Also müssen die Inhaltsstoffe bei allen möglichen Nahrungsmitteln auf der Verpackung angegeben werden, nicht aber bei jedweder Form von alkoholischen Getränken. 

Bieradditive

Auf den zugegeben etwas kitschig aufgemachten Seiten von Food Babe finden wir eine Reihe von (nicht nur) amerikanischen Bieren und eine Liste von Inhaltsstoffen, die sie möglicherweise enthalten, darunter

  • Monosodium Glutamate (MSG)
  • Propylene Glycol 
  • Calcium Disodium EDTA (made from formaldehyde, sodium cayanide, and Ethylenediamine)
  • Many different types of sulfites and anti-microbial preservatives
  • Natural Flavors (can come from anything natural including a beavers anal gland)
  • High Fructose Corn Syrup
  • GMO Sugars – Dextrose, Corn Syrup
  • Caramel Coloring (Class III or IV made from ammonia and classified as a carcinogen)
  • FD&C Blue 1 (Made from petroleum, linked to allergies, asthma and hyperactivity)
  • FD&C Red 40 (Made from petroleum, linked to allergies, asthma and hyperactivity)
  • FD&C Yellow 5 (Made from petroleum, linked to allergies, asthma and hyperactivity)
  • Insect-Based Dyes: carmine derived from cochineal insects to color their beer.
  • Animal Based Clarifiers: Findings include isinglass (dried fish bladder), gelatin (from skin, connective tissue, and bones), and casein (found in milk)
  • Foam Control: Used for head retention; (glyceryl monostearate and pepsin are both potentially derived from animals)
  • BPA (Bisphenol A is a component in many can liners and it may leach into the beer. BPA can mimic the female hormone estrogen and may affect sperm count, and other organ functions.)
  • Carrageenan (linked to inflammation in digestive system, IBS and considered a carcinogen in some circumstances).


Da kann einem Franken in Amerika die Lust am Biertrinken vergehen! Im Supermarkt kauft man da schon lieber Guinness, denn die Iren werden sich schon an ihre Tradition halten. Doch was ist das? Was hat Fischblasenextrakt und mit Fruktose angereicherter Zuckersirup in Bier zu suchen? Na gut, vielleicht ist Guinness als Global Player zu groß, also probiert man George Killian’s. Meine Frau ist nicht aus Franken, schmeckt es aber sofort und wieder schmilzt eine Hoffnung dahin: Hi Fructose Corn Syrup. Hat der Geschmackssinn es erst einmal identifiziert, geht es nicht mehr weg und das Bier schmeckt gar nicht mehr. Ein Blick auf’s Kleingedruckte zeigt auch, dass ich hier gar kein irisches Bier gekauft habe. Es gehört zur Coors Gruppe und wurde in Colorado gebraut.

Früher, während dem Studium, gab es Corona, in das man eine kleine Scheibe einer Limone steckte. Dazu gab es passende mexikanische Chips und scharfe Salsa. Doch auch das geht nicht mehr, die mexikanische Biermarke wurde 2012 vom amerikanischen Budweiser Konzern übernommen. Ja, dem, der Jahrzehnte lang gegen die tschechischen Urheber geklagt hat und ihnen verbieten wollte, das Bier aus Budvar „Budweiser“ zu nennen!

Am Ende hilft nichts, auch im Ausland muss deutsches Bier gekauft werden. Im Supermarkt steht Beck’s, schön grün und kalt. Ja genau, das große Segelschiff, Lebensfreude pur! Da zahlt man gerne ein wenig mehr und weiß, was man hat!

Oder doch nicht?

Beck’s ist gar nicht mehr deutsch! Der amerikanische Anheuser-Busch Konzern hat die gute alte Marke aus Bremen gekauft und wegen ihr sogar eine Massenklage verloren. Wegen Irreführung der Kunden, die glaubten, deutsches Bier zu kaufen, muss Anheuser-Bush seinen Beck’s-Kunden bis zu $50,- Schadensersatz bezahlen. Wieder zurück in Deutschland möchte ich es noch immer nicht glauben. Aber doch, auch bei uns steht es jetzt hinten auf der grünen Flasche: „Anheuser-Bush“. Was da inzwischen wohl alles drin ist?

Hoch mögen sie leben, die kleinen Familienbrauereien! Die, bei denen der Urgroßvater das Bier genauso eingebraut hat, wie es heute geschieht. Wo kein Investor dahintersteht, der damit Millionen scheffeln will. Mit kleinem Ausstoß, bei dem es sich gar nicht lohnt, ein Chemielabor einzurichten!



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