FreeBite: Freie Bissnahme – entspannt!

Die Anwendung des FreeBite air und/oder balance hat ein klares Muster ergeben, wie sich der Unterkiefer bei der Auflösung der Muskelverspannung und Kompression der Kiefergelenke wiederholbar positioniert und diese Stellung soll nun mit einem Bissregistrat abgegriffen werden, so dass Modelle entsprechend in einem Artikulator eingestellt werden können. Dabei muss vermieden werden, dass der Patient gerade während der Registrierung eine abweichende Unterkieferstellung einnimmt.

Dies kann durch den Einsatz elektronischer Vermessungssysteme erreicht werden, indem die Stellung, die nach Tragen des FreeBite air oder balance entsteht, aufgezeichnet und auf ihre Konstanz hin analysiert wird. Während der Bissnahme wird dann lediglich beobachtet, ob der Patient beim Anformen des FreeBite solid wieder die gleiche Stellung einnimmt. Bei Bedarf wird er durch verbale Anweisungen korrigiert.

Die folgende Anleitung gilt jedoch denen, die keine teuren Messeinrichtungen ihr eigen nennen. Bitte beachten Sie auch unsere neue Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Erstellung eines Registrats mit Futar fast unter Verwendung des FreeBite air, aus der Sie sich weitere Kniffs abschauen können. Hier wenden wir uns nun der Vorgehensweise mit dem FreeBite solid zu:

  1. Messpunkte an Kinn- und Nasenspitze anbringen (z. B. kleine Klebeecken oder Pünktchen). Den Abstand IKP zwischen diesen Punkten messen, wenn der Patient in seine Interkuspidation zubeißt. Dann den Abstand RS messen, wenn der Mund mit geschlossenen Lippen bis zu dem Punkt geöffnet wird, an dem der Patient eine beginnende Anstrengung spürt, um die Lippen geschlossen zu halten. Dieses Maß wird für die freie Bissnahme benötigt.
    Alternativ kann für die Systembissnahme mit dem FreeBite Bissnahme Set, das in der Höhe gewählt wird, die sich beim vorausgegangenen Tragen des FreeBite bewährt hat, der im Set enthaltene FreeBite air zwischen die Zähne gelegt werden. Der Patient beißt auf das nachgiebige Luftpolster, bis ein müheloser Lippenschluss mit entspannter perioraler Muskulatur erreicht ist. Hier wird der Abstand Fa zwischen den Markierungen gemessen.

  2. Vorbereitend zur Bissnahme trägt der Patient seinen FreeBite air oder gel für mindestens 30 Minuten. Danach wird kontrolliert, ob sich die zuvor bereits beobachtete Zuordnung der dentalen Mittellinien und der sagittalen Stufe wie gewohnt wieder eingestellt hat. Hat sich die Kopf- und Körperhaltung nicht von alleine aufgerichtet, wird der Patient ermutigt, eine aufgerichtete, aber nicht angestrengte Haltung einzunehmen. In Fällen mit wiederkehrenden Blockierungen o. ä. ist es ratsam, vorbereitend zur Bissnahme eine Manual-therapie durchführen zu lassen, nach der der Patient den habituellen Zahnkontakt vermeidet, indem er auf dem Weg zum Zahnarzt seinen FreeBite trägt.



  1. Der FreeBite solid wird in zwei Schritten an die Zahnbogenform angepasst. Zuerst wird der Drahtbügel in der Mitte gebogen, bis die vorderen Ränder der Kunststoffaufbisse den richtigen Abstand zueinander haben, um hinter den Eckzähnen mittig über den Prämolaren zu liegen. Danach werden die Aufbisse so nach innen oder außen gebogen, dass sie der Zahnreihe folgen.

  2. Für die Systembissnahme mit dem FreeBite Bissnahme Set fällt an dieser Stelle ein zusätzlicher Schritt an, bei dem die angestrebte Biss-Stellung zwischen den Frontzähnen verschlüsselt wird. Hierfür beißt der Patient bei aufrechter Kopf- und Körperhaltung auf den im Bissnahme Set enthaltenen FreeBite air, bis die Dimension Fa erreicht ist. Nun wird schnellhärtendes Registriermaterial zwischen die Frontzähne gespritzt. Man kann dies in zwei separaten Teilen tun, was dann jedoch die Reponierung der Schlüssel etwas erschwert. Besser ist es, wenn der Schlüssel aus einem zusammenhängenden Teil besteht, wobei man darauf achtet, zwischen den mittleren Schneidezähnen nicht zu viel Material hindurch zu spritzen, denn dieses würde später mit dem Drahtbügel des FreeBite solid kollidieren. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass der Patient seinen Kiefer an etwas „anlehnen“ kann, indem er auf den nachgiebigen FreeBite air beißt, wobei darauf geachtet werden muss, dass dieser so im Mund liegt, dass darauf ein symmetrischer Kontakt entsteht. Man kann dies durch die Palpation der Mm. masseter kontrollieren, während der Patient mit seinem Unterkiefer vertikale Bewegungen ausführt. Es sollte eine gleich starke und gleichzeitige Kontraktion dieser Muskeln links und rechts tastbar sein.

  3. Wasser aufkochen und in den FreeBite Thermobecher schütten. Den FreeBite solid mit einer Pinzette am Drahtbügel greifen und in das heiße Wasser tauchen. Dabei beobachten, wie der Kunststoff von außen nach innen durchsichtig und weich wird. Nach 30-50 Sekunden ist eine mehrere Millimeter starke Schicht angeschmolzen, während der Kern noch weiß und fest ist. Je nachdem, wie früh man den FreeBite solid aus dem heißen Wasser nimmt, ist dieser feste Kern größer oder kleiner. Damit lässt sich auch bestimmen, wie weit der Patient bei der Bissnahme in die Kunststoffaufbisse einbeißen kann. Es ist besser, den FreeBite solid nicht zu stark anzuschmelzen, denn später kann man durch Eintauchen in heißes Wasser erneut eine oberflächliche Schicht anschmelzen, so dass das Registrat durch weiteres Einbeißen kontrolliert abgesenkt werden kann. Wird von vornherein zu tief eingebissen, so können die Kunststoffaufbisse angeschmolzen und zurecht geknetet werden, was jedoch mühsamer ist.

  4. Den FreeBite solid wenige Sekunden mit den Aufbissen nach unten halten, bis die Oberfläche etwas abgekühlt ist und problemlos angefasst werden kann. Dann wird er mit den Aufbissen unmittelbar hinter den Eckzähnen auf die unteren Seitenzähne gelegt und bukkal und lingual leicht angeformt. Darauf achten, dass der Verbindungsdraht nicht zwischen den Schneidekanten liegt, wo er den Biss stören könnte!

  5. Für die freie Bissnahme richtet der Patient seine Kopf- und Körperhaltung auf, öffnet den Mund und lässt den Kiefer dann wiederholt locker auf den FreeBite solid fallen. Es ist besser, diese Bewegungen nicht mit Druck auszuüben, sondern lieber locker und mit etwas Schwung. Sobald sich links und rechts gleichmäßige Kontakte auf dem FreeBite solid eingeformt haben, wird nachgemessen, um zu sehen, wie weit man noch von der Dimension RS minus 4-6 mm entfernt ist. Dieser Richtwert gilt nicht für Mundatmer, denen es oft auch schon im Biss auf die eigenen Zähne Anstrengung kostet, die Lippen zu schließen. Der „Minusbetrag“ muss natürlich auch kleiner sein, als die Differenz zwischen den Abständen RS und IKP. Dieses Vorgehen soll lediglich sicherstellen, dass eine Bisshöhe entsteht, bei der sich der Lippenschluss mühelos findet und genügend interokklusale Distanz besteht.

  6. Für die Systembissnahme wird einfach der Schlüssel zwischen die Frontzähne gelegt und der Patient schließt, bis die Frontzähne darin wieder anliegen. Dabei darf der Verbindungsdraht des FreeBite solid weder mit den Schneidezähnen, noch mit dem Schlüssel kollidieren! Danach wird der Schlüssel wieder entfernt.

  7. Während die Aufbisse abkühlen, spürt der Patient einen wachsenden Widerstand. Nachdem die angestrebte Bisshöhe erreicht ist, konzentriert er sich darauf, mögliche Vorkontakte noch etwas einzubeißen, ohne jedoch die Gesamthöhe nennenswert zu verändern. Er kann auch leicht aus der Bissposition nach links, rechts, vorne und hinten streichen, bis eine gleichmäßige Führung entstanden ist.

  8. Bevor der Kunststoff ausgehärtet ist, hebt man ihn leicht von der unteren Zahnreihe ab, um zu vermeiden, dass er sich in möglichen Unterschnitten verkeilt. Danach tappt der Patient nochmals leicht mit den Zähnen auf den FreeBite solid, um sicherzustellen, dass wieder ein gleichmäßiger Aufbiss besteht. Der FreeBite solid kann nun aus dem Mund genommen und in kaltes Wasser getaucht werden, woraufhin die Kunststoffaufbisse rasch aushärten.

  9. Der ausgehärtete FreeBite solid spannt nun womöglich etwas auf den unteren Zähnen oder der Patient findet auf der harten Oberfläche noch einen kleinen Vorkontakt. Dies kann behoben werden, indem er für wenige Sekunden  in das heiße Wasser getaucht wird, wodurch nur eine dünne oberflächliche Schicht angeschmolzen wird. Das Eintauchen in heißes Wasser für 5-10 Sekunden schmilzt eine etwas dickere Schicht an, so dass der Biss im Mund bei Bedarf noch etwas abgesenkt werden kann.

  10. Ein besonders instabiles Kiefergelenk kann nun auch selektiv gestützt werden, indem man nur den Aufbiss der anderen Seite für einige Sekunden ins heiße Wasser taucht. Wenn der Patient darauf locker tappt, so stützt die harte Seite das instabile Gelenk, während sich die weiche Seite noch soweit anformt, dass am Ende beidseitig Kontakt besteht.


Der eingeformte und korrigierte FreeBite solid. Zu erkennen ist jeweils posterior das dünne Edelstahlgewebe, welches verhindert, dass sich die Kunststoffaufbisse beim Anschmelzen vom Drahtbügel lösen.


Da der FreeBite solid bei Mundtemperatur völlig aushärtet, kann man das Registrat anschließend sehr gut testen. Eine ganze Reihe von Tests sind hier möglich, wobei der harte Aufbiss meist wesentlich deutlichere Ergebnisse liefert. Jedoch sollten wenigstens zwei Tests positiv ausfallen, bevor das Registrat akzeptiert wird:

  • Der Patient legt seinen FreeBite air oder gel wieder wie gewohnt für einige Minuten zwischen die Zähne. Danach nimmt er wieder eine aufrechte Kopf- und Körperhaltung ein, der FreeBite air oder gel wird entnommen und der FreeBite solid wird eingesetzt, ohne, dass zwischenzeitlich Zahnkontakt zugelassen wird. Wenn der Patient nun seinen Kiefer locker auf den FreeBite solid fallen lässt, sollte er spontan und ohne Abgleiten in die Impressionen des Registrats treffen.
  • Der Patient berührt mit seinen Zähnen leicht die Aufbisse des FreeBite solid, ohne darauf zu beißen. Nun beißt er mit langsam steigender Kraft zu während der Zahnarzt die Mm. masseter links und rechts palpiert. Er sollte eine symmetrische und kräftige Kontraktion spüren und diese sollte sich links und rechts auch synchron aufbauen.





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