WhatsApp ist so bequem! Immer wieder fühle ich mich wie ein Ausgestoßener und beneide heimlich meine Söhne, wenn sie mit all ihren Bekannten gar so einfach im Kontakt bleiben. Ich habe nur den einen Fehler gemacht, die Bestimmungen (engl. „Terms of Service“, TOS) tatsächlich durchzulesen, bevor ich auf den Knopf drücke, um sie zu akzeptieren. Und danach konnte ich das nicht mehr guten Gewissens tun.
Vor vielen Jahren hatte ich den gleichen „Fehler" schon einmal gemacht, mit der Office Student and Teacher Edition. Nicht nur hätte ich damit Microsoft den Zugriff auf meine Festplatte erlauben sollen, sondern es wäre auch illegal gewesen, irgendetwas zu schreiben, was später kommerziell verwendet wird, also auch, damit an meinem Buch zu arbeiten. Nach endlosen Diskussionen nahm Amazon das Paket zurück, obwohl es entsiegelt war, denn weder in der Produktbeschreibung noch sonst wo war diese Einschränkung erkennbar gewesen und es war nicht verwendbar, wenn man ihr nicht zustimmte.
TOS sind im Prinzip Vertragsbedingungen, die man mit einem Klick akzeptiert. Vor allem Firmen, deren Geschäftsmodell auf der Nutzung von Anwenderdaten beruht, sei es durch deren direkten Verkauf, der in den USA und anderen Ländern keineswegs illegal ist, oder durch die gezielte Steuerung von Werbung, um dafür mehr Geld verlangen zu können, haben sich zu wahren TOS-Künstlern entwickelt. Sie beschäftigen Rechtsanwälte, die sich auf das Verfassen endloser und kaum verständlicher Texte spezialisiert haben, die rechtlich aber dennoch eine möglichst hohe Gültigkeit haben, sodass sie wenigstens teilweise auch dann noch anwendbar sind, wenn Teile davon tatsächlich gegen geltendes Recht verstoßen. Das kaum verschleierte Ziel ist es, den Anwender zu entmutigen, den Text tatsächlich durchzulesen, sondern ihn zum blinden Klick auf den Knopf zur Akzeptanz zu bewegen.
Bruce Schneier ist einer der Altmeister der Kryptografie und einer der Bollwerke gegen Datenkraken in den USA. Viele seiner Einträge in seinem Blog sind mir zu technisch, aber kürzlich postete er zu WhatsApp. Demnach änderte WhatsApp nach der Übernahme durch FaceBook seine TOS im Jahr 2016, sodass Anwender die Option hatten, der Zusammenführung ihrer unter WhatsApp gesammelten Daten mit FaceBook Daten zu widersprechen. Nun steht die nächste Änderung bevor, nach der es eine solche Möglichkeit zum Widerspruch nicht mehr geben wird. WhatsApp sammelt unter anderem die Telefonnummern, Profilnamen und -bilder der Anwender, sowie deren Statusmeldungen, Onlinezeiten und diagnostische Daten zum Gerät, welche die App in ein Log schreibt. Jedoch erhält WhatsApp auch Zugriff auf das gesamte Adressbuch und hier liegt der Grund, warum ich es nicht verwende. Meiner Ansicht nach verstößt der Anwender damit gegen deutsches Datenschutzrecht, außer, er hat sich die Einwilligung aller Personen in seinem Adressbuch eingeholt, deren Daten an WhatsApp und somit an Facebook Payments, Facebook Technologies, Onavo und CrowdTangle zu übermitteln.
Wenn also demnächst eine Meldung erscheint, dass sich die TOS geändert haben, so werden die meisten gedankenlos mit einem Klick zustimmen – was könnte man sonst auch tun?
- Ein eigenes Adressbuch auf dem WhatsAppgerät führen, in dem nur Personen stehen, von denen man weiß, dass sie WhatsApp ebenfalls benutzen. So darf man annehmen, dass sie um die Datenschutzprobleme wissen und der Weitergabe ihrer Daten zustimmen, die WhatsApp ja auch schon hat, weil sie sich dort angemeldet haben. Auf allen anderen Geräten, wo man ein vollständiges Adressbuch verwaltet, sollte man WhatsApp besser löschen.
- In den USA ist WhatsApp seit der Warnung durch Edward Snowden nicht mehr so sehr beliebt und es gab eine massenhafte Abwanderung zu Signal. Noch sicherer dürfte das in der Schweiz basierte Threema sein, das es ebenfalls sowohl für Android, als auch IOS gibt. Aus Sicherheitsgründen läuft Threema immer nur auf einem Gerät zur gleichen Zeit. So ist es nicht möglich, dass jemand, der Ihre Logindaten ausgespäht hat, ihnen beim Chatten zusieht. Mit ThreemaWeb können Sie überdies auf jedem beliebigen Gerät (auch am PC) eine Threema-Sitzung über den Webbrowser eröffnen und sind somit sofort erreichbar, auch wenn das Handy ausgeschaltet ist.
Damit ein Wechsel von WhatsApp auf ein anderes System funktioniert, müssen allerdings alle Teilnehmer in einer Gruppe gemeinsam umziehen!