Gelegentlich erreichen mich Hilferufe: Ein FreeBite wurde erstmals probiert, aber die erhoffte magische Wirkung blieb nicht nur aus, nach einiger Zeit schienen sich gar die Kaumuskeln zu verspannen! Nein, das ist wirklich nicht das Resultat, das wir suchen!
Es stimmt, der FreeBite stimuliert mehr und dadurch fällt auch die Reaktion darauf wesentlich deutlicher aus als bei konventionellen Beißkissen. Die ungenügende Abstützung auf posterioren Zähnen und die damit einhergehenden Kompression der Kiefergelenke ist ein zentrales Problem bei den meisten CMD-Fällen. Hier hält der FreeBite besonders wirksam gegen, indem er gerade auf den posterioren Zähnen die Abstützung besonders verbessert. Dies kann jedoch zunächst einen Press-Reflex auslösen, der unerwünscht ist.
Um dies zu vermeiden, empfehlen wir, den FreeBite aktiv einzutragen. Das heißt, ihn anfangs nur kurz zu tragen, 5–10 Minuten, während der Unterkiefer in Bewegung bleibt und locker darauf kaut. Alle 3–5 Kauschläge wird der Mund weit geöffnet und dann der FreeBite mit der Zunge wieder so zurecht geschoben, dass man ihn mit den hinteren Zähnen gleichmäßig erreicht. Das geschieht ungezwungen und stellt eine Art Bewegungstherapie dar, bei der die beteiligten Muskeln ihren Tonus sehr schnell verändern.
Interessant wird es, wenn nach dieser Entspannung der Vergleich erfolgt, was sich verändert hat. Das kann die Beweglichkeit betreffen, z. B. auch Kopfdrehung oder was auch immer zuvor eingeschränkt war, wenn diese Einschränkung mit dem Biss in Zusammenhang steht. Es können aber auch Geräusche in den Kiefergelenken sein, oder Veränderungen in der Kieferstellung. Hierfür beobachtet man die Relation der dentalen Mittellinien sowie die sagittale Stufe (den Betrag, um den die oberen Schneidekanten vor den unteren Schneidezähnen stehen) beim Biss auf den FreeBite im Vergleich zu vorher beim Biss auf die eigenen Zähne. Schließlich nimmt man bei aufrechter Körperhaltung den FreeBite heraus und lässt den Mund ungezwungen zugehen, bis zum ersten Zahnkontakt. Nun kann man bewerten, wohin man rutschen muss, um wieder besser in seinen Biss zu passen. Manchmal sind die posterioren Zähne ohne Mühe nicht mehr erreichbar, weil sich die Kompression in den Kiefergelenken bereits gelöst hat.
Diese aktive Tragezeit dehnt man dann langsam aus, hält den Unterkiefer dabei zwar noch immer in Bewegung, kann diese aber langsam reduzieren. Kann man den FreeBite länger als eine Stunde tragen, ohne das Bedürfnis zu haben, darauf zu pressen, so hat sich die Kaumuskulatur daran gewöhnt und man kann bei Bedarf auch damit beginnen, ihn während der Nachtruhe zu tragen.
Prinzipiell ist dies bei Beißkissen nur dann erforderlich, wenn es am Morgen zu Symptomen kommt. Bei Patienten, denen es morgens sowieso gut geht, kann ich kaum den Sinn darin erkennen, sie nachts zum Tragen eines Beißkissens zu veranlassen, das möglicherweise auch noch ihre Nachtruhe beeinträchtigt. Unabhäbgig davon, wann Symptome gewöhnlich auftreten, sobald man den FreeBite zu dieser Zeit lange genug tragen kann, ohne darauf zu pressen, sollten sie reagieren, wenn der Biss etwas damit zu tun hat.