Bleibelastung

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Warnung vor Blei im Wildbret!

Zufällig stieß ich auf einen Bericht über Blei in Wildbret und die mögliche Belastung daraus. Soll man Wild meiden und doch lieber auf das Pharma-Fleisch von eingepferchten Massentieren zurückgreifen, die mit Kraftfutter aus Gentechnik-Soja und -Mais gemästet wurden? Ist ein frei lebendes Reh, das sein Leben lang herum gesprungen ist und in Ruhe äsen konnte, bis es ein Schuss aus der Büchse des Jägers wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf, nicht DAS Bio-Fleisch schlechthin?

Meine weiteren Recherchen ergaben, dass man im Deutsche Jagdverband dieses Thema schon seit Längerem ernsthaft und seriös diskutiert. Mit Bleigeschossen hat man einfach die meiste Erfahrung und Blei ist deswegen ideal, weil es ein hohes spezifisches Gewicht hat, also bei kleinen Geschossen, die wenig Luftwiederstand haben, viel Energie übertragen kann. Das nächste Problem ist, wie diese Energie auf das Ziel so übertragen wird, dass der Tod möglichst plötzlich einsetzt. Jäger erreichen das durch die richtige Kombination zwischen Kaliber, Mündungsgeschwindigkeit und Geschossform. Letztere bewirkt ein Aufpilzen des Geschosses nach dem Eindringen, denn bei einem glatten Durchschuss würde viel der Geschossenergie verloren gehen und das Wild zwar verletzt, aber nicht schnell und sicher getötet. Auf der anderen Seite würde aber ein zu starkes Aufpilzen in der Zersplitterung des Geschosses resultieren und somit in einem besonders starkem „Bleieintrag“. 

Es gibt bleifreie Munition!

Tatsächlich ist seit Längerem auch bleifreie Munition erhältlich und diverse Vergleichstests zeigen, dass sie ebenbürtig sein kann, die richtige Kombination der erwähnten Faktoren aber erheblich kritischer ist. 

Und wie ist es beim Schrot? Tatsächlich ist bei uns die Jagd auf Wasservögel mit Bleischrot nicht erlaubt und es gibt auch hier bleifreie Alternativen. Es geht also doch und es werden auch längst Vorkehrungen getroffen, wie das Ausschneiden des Schusskanals etc. Beißt man beim Verzehr einer Hasenkeule aber auf ein Bleikügelchen, so ist das trotzdem bedenklich, auch wenn der Zahn ganz bleibt.

Prof. Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung erläutert, dass Blei im Wild vor allem für die Familien zum Problem werden kann, die sehr viel Wild essen, z. B. Familien von Jägern. Die Schwierigkeit sei, dass der Normalbürger die Toleranzgrenze auch ohne den Genuss von Wild bereits erreicht habe. Das wirft eine Reihe von Fragen auf:

  • Was macht Blei in unserem Körper?
  • Wo kommt es her?
  • Wie werden wir es wieder los?

Blei kann die Plazentaschranke passieren und bremst die geistige Entwicklung von Säuglingen. Es kann zum Hör- und Gedächtnisverlust führen und, last not least, zu Nierenschäden. Es lagert sich in unseren Knochen und Zähnen ab und wird nur sehr langsam wieder ausgeschieden, langsamer, als wir es in der Regel aufnehmen, weshalb wir meist umso mehr damit belastet sind, je älter wir sind.

Blei war bereits in der Bronzezeit aufgrund seines niedrigen Schmelzpunktes, seiner hohen Duktilität und seines hohen spezifischen Gewichts sehr beliebt. Dass es giftig ist, wissen wir erst seit ein paar Generationen, bis dahin wurde es preisgünstigem Wein zugesetzt und für Arzneien verwendet. Weil die Symptome so gut passen, vermutet man auch bei Beethoven eine Bleivergiftung – vielleicht durch Rotwein, den er geliebt haben soll. Jedoch zeigte unlängst eine Haaranalyse keinen gleichmäßigen, sondern einen plötzlichen Bleieintrag kurz vor dem Tod, vermutlich durch ein bleihaltiges Medikament, das sein Arzt, Andreas Wawruch, gegen Lungenentzündung favorisierte!

Blei wurde in der Vergangenheit in riesigen Mengen freigesetzt

Das Problem ist, dass Blei seit Jahrhunderten und in enormen Mengen in die Bioshäre eingebracht wird. Bis 1971 wurden jedem Liter Benzin etwa 0,15 g Bleitetraethyl zugesetzt und im Abgas freigesetzt. Bei einem Benzinverbrauch in Deutschland zwischen 30 und 40 Milliarden Litern pro Jahr summierte sich das zu einer wahrlich erdrückenden Masse. Ist es jedoch einmal aus dem Bleierz gelöst, so kehrt es dorthin nicht wieder zurück, sondern zirkuliert in der Umwelt. Pilze absorbieren es zum Beispiel. Wenn sie gegessen werden, wird es aufgenommen, wenn nicht, gerlangt es erneut in den Boden, um vom nächsten Pilz absorbiert zu werden. 

Es ist heute annähernd ubiquitär vorhanden und man kann ihm kaum ausweichen. Es ist in der Luft und setzt sich als Staub auf Obst und Gemüse ab – weshalb man dieses vor dem Verzehr sorgfältig waschen sollte! Es ist im Wasser und im Boden und findet sich in Getreide und Blattgemüse wieder. Viel Keramik mit bleihaltiger Lasur ist heute noch im Umlauf, im Altertum wurde es dem Zinn beigesetzt und in der etwas jüngeren Geschichte wurden Wasserleitungen daraus gefertigt. Auf der Seite des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz kann man über Blei, aber auch Cadmium und Quecksilber im Detail nachlesen.

Die Frage ist nun: Wie wird man diese Schwermetalle am besten wieder los? Für die akute Vergiftung mit Schwermetallen wird meist eine Chalttherapie eingesetzt, durch welche die Metalle  gebunden und ausgeschieden werden können. Dieses Vorgehen hat sich auch in der Behandlung von chronischen Metallbelastungen etabliert. Die Ausscheidung solcher Metalle im Urin nach Gabe von Chelatbildnern dient als Beweis der Belastung damit und wenn diese Ausscheidungen bei subsequenten Gaben der Chelatbildner unter einen bestimmten Wert gesunken sind, sieht man dies als Beweis für eine erfolgreiche Ausleitungstherapie an. Allerdings scheint dies wissenschaftlich nur begrenzt belastbar, wie eine 2001 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie zeigt, denn die neurologischen Defizite der belasteten Kindern nahmen trotz der Ausleitung kaum ab.

Blei: Effizienteste Ausleitung mit Knoblauch!

Weitere Studien zeigen jedoch, dass man sich gar nicht auf Medikamente mit ihren möglichen Nebenwirkungen zu verlassen braucht, denn es gibt viele Pflanzen, die natürliche Chelatbildner enthalten. Eine Vergleichsstudie zeigte gar, dass Knoblauch, etwa zwei Zehen pro Tag, eine chronische Bleivergiftung an Arbeitern in einer Batteriefabrik ebenso effizient ausleitete wie der pharmazeutischer Chelatbildner d-Penecillamin. Während dieser aber wieder die neurologischen Defizite kaum beeinflusste, stellte sich in der mit Knoblauch therapierten Gruppe auch diesbezüglich eine deutliche Verbesserung ein!

Wohl oder übel sollten wir lernen, den Knoblauchgeruch im Atem eines Gesprächspartners neu zu bewerten und vielleicht gar selbst ein wenig mehr davon konsumieren!

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