Die Einstellung von Sägemodellen

Auch wenn die Prinzipien der physio-logischen Modelleinstellung einmal verstanden sind – hier geht es darum, die Zuordnung der Modelle im Artikulator bewusst zur Steuerung bei Bewegungen einzusetzen – steht man in der täglichen Praxis manchmal dennoch vor konkreten Fragestellungen. Vielleicht hat man zum Beispiel  einen Oberkiefer als Sägemodell auf dem Tisch… wie soll man das nun einstellen?

Bei der Einstellung von oberen Sägemodellen mithilfe des HIP-Mounts können zwei Probleme auftreten:

  1. Sägesockel und zusätzlicher Splitcast verbrauchen zuviel Höhe
  2. Man hat keine Raphe-Mediane. an der man sich orientieren könnte

Ist das Modell zu hoch für die vorhandene Artikulatorgeometrie, so kann man die Kauebene beim Einstellen mit dem Vector-Analyzer nicht hoch genug zur Artikulatorachse anordnen. Das wirkt sich negativ auf die Darstellung der vertikalen Bewegung im Artikulator aus, bewirkt Fehler beim Heben und Senken im Artikulator, da der Vektor beim Senken nach anterior zu groß wird, bzw. beim Heben nach posterior. Wie stark das obere Modell nach unten verdrängt wird hängt aber nicht nur von der Modellhöhe ab, sondern auch von der Artikulatorgeometrie, also wie viel Platz ein Artikulator in seinem Oberteil zur Verfügung stellt. Ist im Artikulator keine Höhenkorrektur erforderlich, so werden diese Fehler natürlich vermieden.

Grundsätzlich sollte man bei oberen Sägemodellen jedoch darauf achten, die Sägestümpfe nicht länger als notwendig zu machen, d. h. man trimmt den oberen Abdruck vor der Modellherstellung insofern die Umschlagfalten nicht gebraucht werden, oder man trimmt den oberen Zahnbogen flacher in der Höhe, wenn man Systeme wie Pindex™verwendet, bei denen Pins nachträglich eingeklebt werden.

Das zweite Problem bezüglich der Gaumennaht löst man entweder, solange man diese noch hat, indem man im Abdruck links und rechts den Abstand zu den hinteren Stümpfen oder Zähnen misst und auf dem Sägesockel mit den gleichen Abständen markiert, oder man gießt den Abdruck zweimal aus bzw. lässt sich auch einen Alginatabdruck anliefern und montiert ein ungesägtes Modell nach seiner Gaumennaht, um damit im Artikulator auf dem HIP-Mount dann einen Montageschlüssel aus Knetsilikon herzustellen.

Prinzipiell ist es für die korrekte Ausrichtung des Modells zur Mitte und um seine Hochachse vorteilhaft, wenn man auch weiß, ob die obere Schneidezahnmitte von der Schädelmitte abweicht. Dies ist gelegentlich der Fall und auch daran zu erkennen, dass die Gaumennaht im anterioren Bereich dann eine Kurve oder einen Knick hin zur Seite der Abweichung macht. Auf sauber ausgerichteten Enfacebildern lässt sich die Schädelmitte auch am Mittellot zur Bipupillarlinie oder zu einer Linie zwischen den medialen Augenwinkeln erkennen. Beißt der Patient bei dieser Aufnahme die Zähne zusammen, zieht aber dabei seine Lippen zurück, so kann man die Stellung der oberen und unteren Schneidezahnmitte mit Respekt der Schädelmitte erkennen.


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