Für die Schmerztherapie mit TENS werden Elektroden typischerweise entlang dem Verlauf sensorischer Nerven aufgelegt, die man auch möglichst selektiv zu stimulieren sucht, denn Muskelkontraktionen gelten dabei als unerwünscht. Ganz anders bei der Elektrodenanlage, die Jankelson ursprünglich zur Lösung chronischer Verspannungen in der Kaumuskulatur gefunden hat. Welche Parameter TENS-Geräte für diese Art der Therapie aufweisen müssen, wurde bereits in einem separaten Beitrag besprochen, denn dies ist neben der Elektrodenanlage entscheidend für den Erfolg der Therapie.
Die Anode hatte als dabei ursprünglich als „Sammelelektrode" keine andere Aufgabe, als den Stromkreis zu schließen und wurde symmetrisch zu beiden Kanälen mittig im Nacken aufgelegt, gleich unter dem Haaransatz, wo sie am wenigsten „störte“.
Zwei Dinge sind hierbei wichtig:
- Pole gibt es nur bei biphasisch asymmetrischen Impulsen.
- 2 Sammelelektroden können auch außerhalb der Mitte liegen.
Die Sinuskurven von Wechselstrom generieren keine statischen Pole. Die Bezeichnung von Polen hat bei der TENS daher nur einen Sinn, wenn diese Sinuskurven asymmetrisch moduliert werden, sodass eine Polbetonung entsteht. Erkennbar ist dies dann oft an verschiedenfarbigen Steckern am Kabel (meist rot und blau).
Jankelson nutzte die mittige Sammelelektrode im Nacken ursprünglich für beide Stimulationskanäle seines Myomonitors gemeinsam, sodass insgesamt nur drei Elektroden aufgelegt werden mussten. Da normale TENS-Geräte jedoch nicht drei Anschlusslitzen haben, sondern für jeden Kanal zwei (bei 2-Kanal-Geräten also insgesamt vier), haben wir diese Anlage zunächst auch für 4 Elektroden übernommen und es wurde im Nacken zwei Elektroden geklebt. Später wurde hierfür eine eigene Elektrode mit Doppelanschluss entwickelt.
Legt man jedoch die Sammelelektroden statt im Nacken auf den Schultern auf (auf dem linken und rechten Trapezius), so bezieht man diese Muskeln gleich mit in die Therapie ein, die sowieso fast bei jedem CMD-Patienten verspannt sind. Da man deren Intensität bei einem 2-Kanal-Gerät jedoch dann nicht separat regeln kann, legt man sie vorsichtshalber 1-2 Fingerbreit außerhalb der Mitte des Muskelbauchs auf, denn man möchte die Intensität weit genug hochregeln können, um auch die Kaumuskulatur zu stimulieren, ohne daran durch die zu starke Kontraktion in den Trapeziusmuskeln gehindert zu werden. Hat man hingegen ein 4-Kanal-Gerät zur Verfügung, so kann man 2 Sammelelektroden mit Doppelanschluss mittig anlegen und schließt an der oberen wie gewohnt die Kanäle zur Stimulation der Kaumuskulatur an und unten den 3. und 4. Kanal, deren Stimulationselektroden man dann jeweils mittig auf dem linken und rechten Trapezius positioniert.
Bei einem 2x2 Gerät (z. B. EMP 4 eco+) hat man nur 2 Amplitudenregler, regelt also die Intensität der beiden linken Kanäle gemeinsam im Verhältnis zu den beiden rechten. Wichtiger, als die linke und rechte Seite austarieren zu können ist aber die Regelung der Intensität zwischen der Kau- und Schultermuskulatur. Also schließt man z. B. die linke Kaumuskulatur an der schwarzen Buchse an, die rechte an der roten und dafür den linken Trapezius an der grauen und den rechten an der gelben (andere Geräte haben eigene Buchsenfarben). Nun kann man zwar links/rechts nicht mehr regeln, dafür aber „oben/unten“. Zur vorbereitenden Muskelentspannung ist die Balance links/rechts nicht so wichtig, solange man das Gerät nicht zur unmittelbaren Bewegung des Unterkiefers während einer Bissregistrierung benutzt. Dafür kann man nun beide Muskelgruppen mit einer jeweils angenehmen und effizienten Intensität stimulieren.
Die Stimulationselektroden für die Therapie der Kaumuskulatur werden so aufgelegt, dass durch das Fenster der "Inzisura semilunaris“ stimuliert wird. Dieses Fenster wird retral durch den kondylären und anterior durch den muskulären Fortsatz am aufsteigenden Ast des Unterkiefers begrenzt und nach oben durch den Jochbogen. Die Stimulation an dieser Stelle erreicht sowohl Kaumuskeln direkt, als auch indirekt über ihre motorischen Nerven. Besonders die tiefen Muskeln (z. B. M. pterygoideus medialis) sind für die CMD-Behandlung wichtig, werden aber bei einer falschen Elektrodenposition nicht erreicht.
Gleichzeitig sucht man in der Regel die unnötige Stimulation von mimischen Muskeln zu vermeiden, weil dies der Entspannung der Kaumuskulatur nicht zuträglich ist und dem Patienten eher stört.
Für diese Anwendung sind kleine Elektroden daher besser, weil man mit ihnen selektiver stimulieren kann, jedoch haften Elektroden umso schlechter, je kleiner sie sind. Ideal sind hier daher die Spezialelektroden für die Kaumuskulatur, denn sie weisen einen Kleberand auf, der sehr gut haftet. Hier wird die schwarze leitfähige Fläche etwa 1 Fingerbreit vor dem Tragus aufgelegt, sodass deren Oberrand das Jochbein gerade geringfügig überlappt. Der Kleberand selbst liegt dabei meist direkt vor dem Tragus.
Gel-Elektroden sind mehrfach verwendbar, haften aber erst ab einer Größe von etwa 32 mm zuverlässig genug. 32 mm Rundelektroden sind separat verfügbar, sodass man nicht an ein Elektrodenset gebunden ist, sondern diese z. B. mit 50x50 mm Elektroden auf den Schultern kombinieren kann, wo größere Elektroden keine Nachteile haben.