Den BodyLines Hintergrund für die Photometrie habe ich vor etlichen Jahren entwickelt, um folgende Ziele umzusetzen:
- Referenzen für die Senkrechte und Waagerechte im Bild
- Referenzen für Winkel im Bild
- Referenzen für horizontale und vertikale Distanzen im Bild
- Referenzen zur Erkennung von Ausrichtungs-, Projektions- und Verzeichnungsfehlern im Bild.
Was sich jedes Mal wiederholt, das ist das Wort „Bild“. Oft ist an einem Bild alleine nicht erkennbar, ob die Kamera nicht horizontal ausgerichtet war, was zu perspektivischen Verzeichnungen mit stürzenden Linien führt, oder ob die Distanz zum Objekt zu kurz war, was eine Weitwinkeleinstellung erzwingt, die in perspektivischen und kissenförmigen Verzeichnungen resultiert. Letztere lassen eine Person nicht nur dicker aussehen, als sie ist, wie in einem Verzerrungsspiegel auf dem Jahrmarkt, gerade Linien werden auch gebogen dargestellt, was Fehler bei der Auswertung verursachen kann.
So sieht der Photometriehintergrund „BodyLines“ durch den Sucher der Kamera aus, wenn diese in der richtigen Höhe (70-80 cm) für eine Ganzkörperaufnahme horizontal ausgerichtet heran gezoomt wird. Die Linien sind 3-fach ausgeführt, so dass je nach Auflösung die Linienmitte als eine Kernlinie erkennbar ist. Vorausgesetzt, dass die Wand beim Aufhängen bzw. -stellen mit einer Wasserwaage richtig ausgerichtet wurde, geben die Linien eine exakte Referenz für die Horizontale und Vertikale und man kann Winkel dazu auf dem Hintergrund ablesen. Die Kamera steht außerdem mittig dazu ausgerichtet auf einem Stativ: Ganz unten im Sucher verläuft eine horizontale Linie genau parallel zum Sucherrand, die seitlichen Ränder der BodyLines Photometriewand verlaufen parallel zu den seitlichen Sucherrändern. Zur Anfertigung der Aufnahme wird natürlich zurückgezoomt, so dass der gesamte Körper erfasst wird.
Stellt sich die BodyLines-Wand hingegen wie oben im Sucher der Kamera dar, ist diese nicht richtig ausgerichtet. Zwar steht sie horizontal, was am parallelen Verlauf der untersten und obersten Linien zu den Sucherrändern erkennbar ist, aber nur die vertikale Linie in der Suchermitte wird wirklich auch vertikal abgebildet, links und rechts dazu stürzen sie nach oben zur Mitte hin. Man kennt das in ausgeprägter Form von Hochhausbildern aus Straßenschluchten heraus aufgenommen: Die Kamera steht hier zu tief und „blickt“ etwas nach oben.
Präsentiert sich ein solches Bild im Sucher, so stimmt die Kameraausrichtung gleich in mehrfacher Hinsicht nicht.Die horizontalen Linien fallen sowohl am oberen, als auch am unteren Sucherrand rechts nach unten ab, wobei die senkrechte Linie in der Mitte nach schräg oben rechts weist, also steht die Kamera schief und muss nach links geneigt werden. Obendrein sehen wir eine perspektivische Verzerrung der Horizontalen: Die horizontalen Linien am oberen und unteren Sucherrand divergieren nach links, also muss die Kamera nach rechts versetzt werden, um mittig vor der BodyLines Photometriewand zu stehen. Die Vertikale stimmt mit dem rechten Sucherrand überein, stürzt aber am linken, also sehen wir auch eine perspektivische Verzerrung in der Vertikalen, weil die Kamera zu tief steht. Bei einer solchen Einstellung kann man keine aussagekräftigen Bilder erstellen!
Die Photometriewand braucht nur einmal mit Hilfe einer Wasserwaage korrekt an der Wand aufgehängt werden. Manchmal rollen sich die seitlichen Ränder der speziellen metallbeschichteten Folie etwas ein, dann kann man sie mit Doppel-Klebepunkten an der Wand verankern. Jedoch ist ein ausreichender Abstand der Kamera wichtig. Ideal ist eine Brennweiteneinstellung zwischen 90 und 110 mm (üblicherweise bezogen auf das Kleinbildformat 24x36), denn Weitwinkeleinstellungen verursachen Verzerrungen. Das Subjekt wird mit einer Knollennase abgebildet, weil kameranahe Objekte vergrößert dargestellt werden und eigentlich gerade Linien scheinen sich um die Mitte herum zu krümmen. Damit man mit einer geeigneten Brennweite arbeiten kann, braucht man einen ausreichenden Abstand zwischen Kamera und Patient von 2,5-3,5 m. Nicht überall steht so viel Platz vor einer Wand zur Verfügung, so dass es die BodyLines Photometriewand auch als freistehendes Rollup gibt. Natürlich muss man hier bei jeder Aufstellung erneut kontrollieren, dass die Photometriewand weder nach links oder rechts, noch nach vorne oder hinten geneigt steht.
Die beiden Bilder oben wurden mit einer digitalen Spiegelreflexkamera und einem hochwertigen Zoomobjektiv gemacht, links im Weitwinkelbereich in einem näheren Abstand, rechts mit 100 mm Brennweite bei ca. 2,5 m Abstand. Da das Objektiv sehr verzeichnungsarm arbeitet, fallen die Unterschiede erst auf den zweiten Blick auf. Dennoch sind die äußeren vertikalen Linien im linken Bild leicht gebogen und die horizontalen Linien weisen einen wellenförmigen Verlauf auf, während im rechten Bild die Geometrie einwandfrei stimmt. Bei einer preisgünstigeren Kamera finden sich wesentlich kleinere Sensoren und Objektive, wodurch solche Verzeichnungen sprunghaft ansteigen. Auch bei einer hochwertigen Kamera bleibt aber bei einem zu kurzen Aufnahmeabstand das Problem der perspektivischen Verzerrung, bei dem nahe Objekte zu groß abgebildet werden, um Messungen im Vergleich zum Hintergrund zuverlässig durchführen zu können.
Auch mit preisgünstigen Kameras lassen sich Bilder anfertigen, die für die Photometrie tauglich sind. Entscheidend hierfür ist nicht einmal so sehr die Auflösung in Megapixeln, mit denen sich Hersteller gegenseitig zu übertrumpfen suchen, sondern eine gute Abstimmung zwischen Objektiv und Sensor. Ausschlaggebend ist die resultierende Linienschärfe und unscharfe Konturen, die sich aus Unmengen von Pixeln zusammensetzen, generieren nur Datenberge. Erfahrungsgemäß reichen bei einer ordentlichen Kamera 4-8 MP völlig aus, um später am Bildschirm auch auf kleine Details noch heran zoomen zu können.
Viele Kameras haben heute keinen Sucher mehr, sondern nur einen Bildschirm auf der Rückseite. Zwar lässt sich auch damit ordentlich arbeiten, aber ich empfinde die oben beschriebene Einstellung der Kamera mit einem Sucher als angenehmer und einfacher.
Ach ja, wo gibt es diese Photometriewände eigentlich?
Hier!