Schienen gelten als harmlos – schließlich kann man sie ja herausnehmen, wenn sie nicht richtig passen. Bei der CMD-Therapie ist das auch einer der wichtigsten Gründe, welche für den Einsatz einer Schiene sprechen: man kann damit den Unterkiefer im Biss anders abstützen und sehen, wie die Symptome des Patienten reagieren, ohne sich irgendwie festzulegen..
Im Gegensatz zu fest eingeklebten „ Tabletops“ wird der Biss damit nämlich nicht bleibend verändert, sondern reversibel. Der Patient braucht sich also nicht blind der Überzeugung seines Zahnarztes anzuvertrauen, sondern kann selbst steuern, wie viel oder wenig er mit dem Biss, den sein Zahnarzt für „richtig“ hält, auch tatsächlich beißen möchte. Manche Zahnärzte bestehen darauf, dass eine solche Schiene durchgehend getragen wird und ärgern sich, wenn der Patient diese Anweisung nicht befolgt. Nicht selten bevorzugen sie am Ende dann fest sitzende Lösungen, die vom Patienten nicht mehr entfernt werden können.
Jedoch zeigt die Erfahrung, dass es meist einen guten Grund dafür gibt, wenn ein Patient seine Schiene nicht gerne trägt. Schienen können auch eine unerwünschte kieferorthopädische Wirkung entfalten, was man gerade bei Jig-Schienen gar nicht so selten sieht. Wieder andere Schienen sind im Biss z. B. zu weit retral eingestellt und lösen die Probleme, wegen derer ein Patient Hilfe sucht, nicht nur nicht, sondern verursachen zusätzlich neue, wie z. B. Tinnitus.
Mit einer gut geplanten Schiene kann man aber den Biss nicht nur neu einstellen und testen, sondern hat auch den Vorteil, sie außerhalb des Mundes bearbeiten zu können, was aufgrund der besseren Sicht und Erreichbarbeit der Okklusalflächen eine wesentlich höhere Präzision bei der Optimierung im Biss ermöglicht und auch für den Patienten erheblich angenehmer ist.
Ist dann eine Kieferposition gefunden, von der man weiß, dass sie die Probleme des Patienten löst, so hat man eine Zielvorgabe für eventuell geplante weitere Behandlungsschritte. Und der Patient hat dann auch einen Vergleich, anhand dessen er beurteilen kann, ob das Ziel der bleibenden Umsetzung der neuen Bissposition auf seinen Zähnen wirklich erreicht wurde. Eine solche ist aber keineswegs immer erforderlich, denn viele Patienten kommen mit ihrem bestehenden Biss hervorragend zurecht, solange sie sich zwischendurch immer mal wieder auch Entlastungsphasen mit ihrer Schiene verschaffen können.
Kapitel im Buch „CMD: Kein Schicksal!"
Oft höre ich den Einwand „… aber ich hatte schon eine Schiene und die hat nicht geholfen!“. Ich hatte auch einmal ein Auto und das wollte nicht anspringen. Das heißt nicht, dass alle Autos nicht anspringen - es fahren ja genügend herum, oder?
Oft haben solche Schienen für die CMD von Anfang an nicht richtig gepasst und haben auf den Zähnen geklemmt. Ebenso oft wurde darauf ein Biss eingestellt, der für die Muskulatur nicht weniger anstrengend ist, als der eigene, der zur CMD führte.
In der Vertiefung gehe ich auf die Herstellung des Myozeptors ein und beschreibe eine Reihe weiterer Schienen. Eingeschlossen ist nun auch eine Übersicht über den digitalen Workflow im Vergleich zum analogen, sowie Informationen zu Schienenmaterialien.
Jig-Schienen: Vorsicht!
Seit einigen Jahren gelten Jig-Schienen quasi als Patentrezept, sei es für die CMD, Kopfschmerzen oder Zähneknirschen. Das Schöne ist, dass sie besonders einfach herzustellen sind und man dafür nichts über den Biss oder die Okklusion der Zähne wissen muss. Auch wenn die dahinter stehenden Erklärungsmodelle wesentlich komplexer sind, geht es im Endeffekt schlicht um den Versuch, den Patienten davon abzuhalten, zuzubeißen. Beschwerden, welche durch den Biss entstehen, sollten so auf einfache Weise verbessert werden können.
Die verschiedenen Zahntypen im Gebiss haben sich für unterschiedliche Funktionen jeweils optimal entwickelt: Molaren haben mehrere Wurzeln, die sie besonders massiv im Knochen verankern, und können daher die höchsten Kräfte beim Kauen aufnehmen. …