FreeBite: 2 Therapiephasen mit einem Bisskissen

Die allermeisten Symptome bei der CMD resultieren aus chronischen Verspannungen der Kau- und Nackenmuskulatur und wenn die Behandlung der CMD erfolglos ist, dann meist, weil sie diese Verspannungen nicht löst. Manualtherapeuten können das, aber leider bleibt der Effekt nicht erhalten, wenn der Grund für die Verspannung im zahnärztlichen Bereich liegt. Zahnärzte wiederum lernen in ihrer Ausbildung fast nichts über den Umgang mit Muskeln und so wird verständlich, warum wir mit der CMD ein Problem haben, das immer mehr Menschen betrifft!

Chronische verspannte Muskeln werden bewegungsfaul – man kennt das, wenn man z. B. aufhört Sport zu treiben und die Muskeln immer steifer werden. Ringt man sich dann endlich wieder zu einem Dauerlauf durch, so ist das am Anfang sehr anstrengend und eher Qual als Freude. Das liegt daran, dass chronisch verspannte Muskeln sich zu wenig bewegen und dadurch nicht mehr gut durchblutet sind. So fehlt ihnen der Sauerstoff und dadurch produzieren sie vermehrt saure Schlacken, die sich in Geweben ansammeln und sie druckempfindlich machen. Massage bewegt diese Muskeln passiv und walkt die Schlacken aus dem Gewebe in die Lymphbahnen. Neues Blut gelangt dabei in die Muskeln und mit ihm frischer Sauerstoff. Das Resultat ist Erleichterung, verringerte Schmerzempfindlichkeit usw. Jedoch bleibt dies nicht erhalten, wenn der Grund für die Verspannungen weiterhin besteht.

Nicht anders verhält sich das bei den Kaumuskeln, und genau darauf zielt die erste Phase der FreeBite Therapie ab!

FreeBite Therapie Phase 1: Bewegungstraining – Verbesserung der Durchblutung, des Lymphabflusses und der Flexibilität

Die erste Phase der FreeBite Therapie gilt dem Bewegungstraining. Im einfachsten Fall besteht dies aus dem lockeren Kauen oder, wenn dies anfänglich als zu anstrengend empfunden wird, auch nur Tappen mit den Zähnen auf dem FreeBite Therapiekissen. Dazwischen wird einfach öfters einmal der Mund auch weit geöffnet, wie zum Gähnen. Der FreeBite air unterstützt das Bewegungstraining im besonderen Maß, denn seine Luftfüllung gleicht den Biss zwar ebenso aus, wie eine herkömmliche Wasserfüllung, ist jedoch komprimierbar und erlaubt daher mehr Bewegung.


Im Buch 1. HILFE bei CMD sind zusätzlich neun spezifische Übungen beschrieben, die speziell für CMD-Patienten entwickelt wurden. Daneben finden sich Anweisungen zur Selbstmassage von Faszien und Muskeln, die von der CMD typischerweise betroffen sind, sowie eine Fülle von Tipps zur Linderung verschiedenster Symptome.

Jedoch geht es in dieser ersten Therapiephase bereits um mehr, als nur Bewegung, es geht auch um die Entlastung der Kiefergelenke und die Veränderung der Reflexe, welche die Muskelspannung steuern. Schließlich könnte man auch das Kauen eines Kaugummis als Bewegungstraining bezeichnen, aber dabei werden Kiefergelenke oft nicht entlastet, sondern zusätzlich belastet!

Einer der Reflexe, die für die Verspannung von Kaumuskeln von CMD-Patienten verantwortlich ist, entsteht, wenn man vermeiden muss, beim Zubeißen auf die Schneidezähne zu treffen. Sobald dies geschieht, spannen sich Muskeln an und ziehen den Unterkiefer etwas zurück, um die dies in Zukunft zu verhindern, denn die Schneidezähne sind keine Stützzähne, sondern sensible Tastzähne. FreeBite Therapiekissen kehren dies durch ihre Keilform um, die sicherstellt, dass der erste Kontakt mit den Zähnen nicht auf den Schneidezähnen, sondern den hinteren Backenzähnen erfolgt. Damit diese weniger empfindlichen Zähne den Kontakt auch spüren können, ist die Hülle der FreeBite Therapiekissen etwas härter, als die von herkömmlichen Bisskissen aus Folie. Und am besten werden die Kiefergelenke dann entlastet, wenn die Abstützung im Biss so weit zurückreicht, wie nur möglich.

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FreeBite Therapiekissen: Keilform, verschiebbare Lage zwischen den Zähnen und Luftfüllung unterscheiden sie von allen anderen Bisskissen!

Da jeder eine etwas andere Zahnbogenform hat, bräuchte man viele Größen von Bisskissen mit unterschiedlichen Kombinationen von Länge und Breite, um dies zu erreichen, wenn man an der herkömmlichen Praxis festhalten und versuchte, das Bisskissen auf den Zähnen irgendwie zu verankern. Auch mit dieser Konvention brechen FreeBite Therapiekissen, indem sie verschiebbar zwischen den Zahnreihen liegen, sodass jeder Patient sie so zurecht schieben kann, dass er möglichst weit hinten darauf aufbeißt, und das links und rechts gleichmäßig.

Während die Kaumuskeln noch schlecht durchblutet, müde und bewegungsfaul sind, kann dieses Training als ziemlich anstrengend empfunden werden und daher raten wir anfangs zu kurzen Trainingszeiten von wenigen Minuten. Während sich die Kaumuskeln dann erholen und wieder leistungsfähiger werden, kann man die Trainingszeiten in Schritten bis auf 30 Minuten oder mehr ausdehnen, ohne dabei eine besondere Anstrengung zu empfinden, und hat somit das Ende der ersten Therapiephase erreicht.

Zähnepressen

Im Lauf des Bewegungstrainings in der Therapiephase 1 kaut sich der FreeBite ein und seine Hülle wird weicher und anschmiegsamer. Außerdem gewöhnt man sich in dieser Phase an ihn und empfindet ihn nicht länger als einen Fremdkörper, den man vielleicht unwillkürlich zerquetschen möchte, indem man mit den Zähnen darauf presst. Das kann bei allen Bisskissen passieren und speziell bei Kissen aus Folien dazu führen, dass sie schon in den ersten Tagen aufplatzen und ihre Wasserfüllung ausläuft. FreeBite Therapiekissen sind zwar nicht unendlich belastbar, aber die festere Hülle ist auch deutlich druckstabiler, sodass es nur Menschen mit besonders kräftigen Kaumuskeln gelingt, sie kaputt zu beißen. Der Nachteil dabei ist, dass herkömmliche Wasserkissen dem Pressen darauf automatisch ein Ende setzen, indem sie platzen, während dies bei FreeBite Therapiekissen zumeist nicht der Fall ist, sodass, wenn überhaupt darauf gepresst wird, dies über lange Zeiträume hinweg möglich ist. Beim Pressen wird jedoch nichts bewegt, was für die Therapie nicht wünschenswert ist und für den CMD-Patienten manchmal auch unangenehme Folgen in Form von Kopfschmerzen und Nackenverspannungen nach sich ziehen kann.

All dies wird in der ersten Therapiephase mit dem FreeBite automatisch vermieden, denn der Unterkiefer bleibt während dieser Trainingsphase in Bewegung und kann daher gar nicht pressen!

FreeBite Therapiephase 2: Stabilisierung

Nach der Flexibilisierung und Regeneration der Kaumuskulatur kann der inzwischen weichere Freebite auch gut länger getragen werden, ohne dass man seinen Unterkiefer dabei ständig in Bewegung halten müsste. Es wird lediglich darauf geachtet, dass es nicht doch noch zum Pressen darauf kommt. Ist dies der Fall, hat man seinen FreeBite vermutlich zu hoch gewählt und steigt auf die nächst niedrigere Variante um, oder auch auf einen FreeBite comfort mit flachen Bisspolstern.

FreeBite comfort: Angenehmes Tragen über längere Zeiträume hinweg, speziell in der Therapiephase 2

In diesem Therapieabschnitt geht es darum, möglicherweise zusammen mit einer unterstützenden Therapie durch den Physiotherapeuten oder Osteopathen, längere Entlastungsphasen zu erzeugen, um die Reaktion von Symptomen im ganzen Körper zu beobachten, bevor man sich zu einer Therapie z. B. in Form einer Bissveränderung entschließt.

Ob man seinen FreeBite während der Nachtruhe tragen sollte, hängt davon ab, wann sich Symptome aufbauen. Wacht man morgens in der Regel erholt auf und hat keine Beschwerden, so ist fraglich, was man durch das nächtliche Tragen eines Bisskissens eigentlich zu erreichen sucht. Wacht man hingegen am Morgen von Beschwerden geplagt auf, so kann das nächtliche Tragen eines FreeBites den Schlaf u. U. erheblich verbessern und ermöglichen, dass man sich morgens fit fühlt. Ebenso ist es jedoch möglich, dass sich die Beschwerden im Lauf des Tages bei der Arbeit aufbauen, und dann ist dies die beste Zeit, seinen FreeBite zu tragen, um herauszufinden, welchen Einfluss der Biss auf die Beschwerden hat.

Zusammen mit seinem Zahnarzt kann man dann exakt festlegen, welche Eigenschaften des Bisses die gesunde Funktion stören, wo Zähne zu viel oder zu wenig aufkommen, oder ein Abgleiten aus einer gesunden Kieferposition verursachen, in eine, die mit den Beschwerden einhergeht. 

Überführung der in Phase 2  bewährten Kieferstellung in ein FreeBite solid Bissregistrat

Der FreeBite solid besteht aus zwei Aufbissen aus thermoplastischen Kunststoff, die mit einem biegsamen Metallbügel aus nickelfreiem Edelstahl verbunden sind. Er wurde speziell dafür entwickelt, die in der Phase 2 entstandene und bewährte Kieferstellung möglichst fehlerfrei abzugreifen und dabei helfen drei Eigenschaften:

  1. Die Kunststoffaufbisse können durch Eintauchen in heißes Wasser erwärmt und somit plastisch verformbar gemacht werden. Die Zeit des Eintauchens bestimmt dabei, wie dick die plastische Schicht ist, sodass ein Registrat immer weiter verfeinert werden kann, bis es am Ende exakt sitzt.
  2. Die Kunststoffaufbisse härten beim Erkalten vollständig aus, sodass der Patient die Zahnkontakte auf dem Registrat besonders feinfühlig wahrnimmt, anders, als bei Registriermaterialien, die auch nach dem Aushärten noch eine Restelastizität aufweisen.
  3. Der Patient kann den FreeBite solid wie eine temporäre Schiene ausprobieren, sodass  Abweichungen vom Ideal erkannt und korrigiert werden können, noch bevor Modelle zur Herstellung einer Schiene o. ä. in einem Artikulator eingestellt werden.

Eine Beschreibung der Bissregistrierung mit dem FreeBite solid finden Sie hier.

Lesen Sie hier mehr dazu, wie die FreeBite-Therapie wirkt!


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