Dr. Robert Jankelson ist normalerweise ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch. Als ich sah, wie agitiert er einmal bei einem Vortrag wurde, als es um die angeblich psychischen Ursachen der CMD ging, wusste ich noch nicht, was ihn da so erregte. Einige Jahre später hielten diese als „wissenschaftlich“ angepriesenen Konzepte dann auch in Deutschland Einzug. Zahnärzte sollte bei ihren Untersuchungen die „Achse 2“ ermitteln, die angeblich psychische Auffälligkeiten erfasst. Bei Bedarf soll der Zahnarzt gar trizyklische Antidepressiva verschreiben, über die und deren mögliche Komplikationen er in der Regel so gut wie nichts weiß.
Gerade für Patienten, denen es gut ging, biss ihnen der Biss verstellt wurde und die in der Folge dann auf einen chronischen Leidensweg gestossen wurden, scheint es eine zynische zumutung, ihnen jetzt einreden zu wollen, sie würden sich ihre CMD-Beschwerden nur einbilden und der wirkliche Grund dafür sei nicht in ihrem Biss, sondern ihrer Psyche zu suchen!
Gerade CMD-Patienten sind emotional nicht selten belastet und erschöpft. Und, tatsächlich, ihre Ängste können sich auch verselbstständigen und sie zu Verhaltensmustern verleiten, die einer Heilung im Wege stehen können. Dieses Kapitel ist eine Anleitung, wie man diese Auswirkung, die keine Ursache ist, angehen und zu neuer emotionaler Kraft finden kann.
Prof. Max Lüscher
„Was ist Psyche?“, fragt er und blickt unter seinen buschigen Augenbrauen heraus in die Runde. Schweigen.
Ich hatte Prof. Lüscher zu einem ICCMO Workshop bei der Medizinischen Woche in Baden Baden eingeladen und die Teilnehmer sehen ihn erwartungsvoll an. Ja, was ist Psyche! Wir reden ständig davon, aber plappern wir nur, oder sprechen wir bewusst von etwas, bei dem wir wissen, worum es geht?
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